Von dem Moment an, als Taliso Engel 2002 in Lauf an der Pegnitz geboren wurde, war klar, dass seine Familie ihn anders versorgen musste als viele andere Kinder. Medizinische Fachleute stuften ihn als schwer sehbehindert ein, da er nur noch wenige Prozent seiner Sehkraft hatte. Für viele wäre dies ein unüberwindbarer Start ins Leben gewesen, nicht jedoch für die Familie Engel. Insbesondere seine Mutter Cosima erkannte den Wert einer frühzeitigen Förderung und konzentrierte sich auf das Schwimmen als Mittel zur körperlichen Sicherheit und Unabhängigkeit.
Kategorie | Information |
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Name | Taliso Engel |
Geburtsdatum | 4. Juni 2002 |
Geburtsort | Lauf an der Pegnitz, Bayern |
Größe | 1,81 m |
Gewicht | 82 kg |
Sehvermögen | Rechts: 4 %, Links: max. 8 % |
Verein | SG Bayer Leverkusen |
Trainer | Ute Schinkitz, Jochen Stetina |
Studium | Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport |
Partnerin | Kim Mößner |
Auszeichnungen | Silbernes Lorbeerblatt, Parasportler des Jahres 2025 |
@taliso.engel | |
Quelle | wikipedia.de/wiki/Taliso_Engel |
Mit bemerkenswerter Beharrlichkeit brachte sie ihren sechsjährigen Sohn ins Wasser. Später sollte sich diese mutige und umsichtige Entscheidung als unglaublich revolutionär erweisen. Bereits im zarten Alter von zehn Jahren nahm Taliso an nationalen Kurzbahnmeisterschaften teil und startete damit eine Karriere, die ihm schließlich internationale Aufmerksamkeit einbrachte.
Besonders bemerkenswert ist, dass seine Eltern die Stärken ihres Sohnes förderten, anstatt sich auf seine Behinderung zu konzentrieren. Taliso betont in Interviews immer wieder, wie wichtig die emotionale Stabilität seiner Eltern für seinen Werdegang war. Auch wenn dies schwer zu quantifizieren ist, schafft diese Art der Unterstützung die Stabilität, die den Erfolg erst ermöglicht.
Mit nur 16 Jahren gewann Taliso bei den Europameisterschaften 2018 in Dublin die Bronzemedaille im 100-Meter-Brustschwimmen. Nur ein Jahr später holte er sich in London den Weltmeistertitel. Die Auswirkungen auf das nationale Selbstbewusstsein wurden deutlich, als er bei den Paralympics 2021 in Tokio den Weltrekord in seiner Startklasse brach.
Es wurde deutlich, dass das Elternhaus neben seinen bemerkenswerten sportlichen Leistungen ein Ort der stillen Größe war. Taliso wirkt immer bodenständig, was er seiner Familie zuschreibt, im Gegensatz zu anderen jungen Sportlern, die von Ehrgeiz getrieben oder von den Medien inszeniert werden.
Bei der Pressekonferenz nach seinem Sieg in Tokio sprach er nicht von seinen eigenen Leistungen, sondern von der „bedingungslosen Geduld“ seiner Mutter. Sie sei ein „Geschenk, das mehr wert ist als Gold“, weil sie nie müde geworden sei, mit ihm zum Training zu gehen und ihm immer wieder Selbstvertrauen zu geben.
Dann kam 2023 die nächste Hürde: Taliso verlor aufgrund einer schweren Infektion fast sein gesamtes Hörvermögen auf dem rechten Ohr. Er stellte sich dieser neuen Realität, anstatt davonzulaufen, und seine Eltern standen ihm sowohl praktisch als auch emotional zur Seite.
Bei den Paralympics 2024 in Paris gelang ihm das Unvorstellbare: Er stellte mit 1:01,84 Minuten einen weiteren Weltrekord auf. Diese Leistung erfordert sowohl mentale als auch körperliche Stärke, die durch ein langjähriges familiäres Fundament gestützt wird.
Auch außerhalb des Schwimmbeckens zeigt Taliso eine außergewöhnliche Vielseitigkeit. Anfang 2025 nahm er an der RTL-Show „Let’s Dance“ teil – nicht als Gast, sondern als Kandidat – und beeindruckte das Publikum mit seinem Rhythmusgefühl und seiner Ausdauer. Seine Freundin Kim lernte er während seiner Schulzeit kennen, und seitdem sind die beiden ein Paar, das sich sichtlich liebt.
Taliso ist aufgrund seiner außergewöhnlichen sportlichen Fähigkeiten und seiner bodenständigen Art seit langem einer der bedeutendsten Botschafter des Behindertensports. „Meine Eltern haben mich nie unter Druck gesetzt, sondern mich ermutigt, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen – und genau das hat mich stark gemacht“, erklärte er in einem Interview mit der ARD.
Die Geschichte von Taliso Engel ist ein besonders eindrucksvoller Kontrapunkt zur zunehmenden Oberflächlichkeit im Sportjournalismus. Sie erinnert uns daran, dass soziales Vertrauen, strukturelle Unterstützung und familiäre Liebe zusammenwirken, um Resilienz zu fördern.
Seine Eltern, die weitgehend im Hintergrund bleiben, sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie stiller Einfluss eine große Wirkung haben kann. Ihre Rolle ähnelt auffallend der anderer Sportlereltern, wie Bebe Vio oder Roger Federer, deren unerschütterliches Engagement den Grundstein für bemerkenswerte Karrieren gelegt hat.
Die Geschichte der Familie Engel ist eine zurückhaltende, aber eindringliche Erinnerung daran, dass Talent nur dann zum Vorschein kommen kann, wenn es Menschen gibt, die es geduldig fördern – in einer Zeit, in der Spitzensport oft mit Druck, Kommerzialisierung und Medienrummel verbunden ist.
Die Reise ist für Taliso Engel noch lange nicht zu Ende. Mit nur 22 Jahren hat er bereits alle wichtigen Titel in seiner Gewichtsklasse gewonnen. Über die Medaillen hinaus wird jedoch sein Charakter Bestand haben, der durch die stille, aber wirksame Unterstützung seiner Eltern geprägt wurde.