Florian Willets Name war in den letzten Monaten häufig in den Nachrichten. Als Präsident der umstrittenen Schweizer Gruppe „The Last Resort“ setzte er sich energisch für eine neue Interpretation der Sterbehilfe ein, ein Konzept, das vielen Menschen noch immer schwerfällt. Insbesondere der Einsatz der futuristischen Sarco-Kapsel sorgte für Kontroversen. Manche sahen darin einen technologischen Grenzübertritt, andere sahen in ihrem 3D-gedruckten Design und dem Versprechen eines „ästhetischen Todes“ ein utopisches Versprechen.

In Deutschland beging Willet am 5. Mai 2025 Selbstmord. Eine Entscheidung, die schwere soziale, politische und emotionale Wunden hinterließ. Seine Organisation spricht öffentlich über die psychische Belastung, die die monatelange Untersuchungshaft und die heftige öffentliche Kritik bei ihm verursacht haben. Besonders erschütternd scheint seine Beteiligung an einem Fall aus dem Herbst 2024 gewesen zu sein: Eine 64-jährige Amerikanerin nutzte die Sarco-Kapsel, um ihrem Leben in einem abgelegenen Waldstück nahe Merishausen ein Ende zu setzen. Willet war der Einzige, der dort war.
Eigenschaft | Details |
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Name | Florian Willet |
Alter | 47 Jahre |
Nationalität | Deutsch |
Letzter Wohnort | Zürich, Schweiz |
Position | Präsident von „The Last Resort“ |
Bekanntheit | Beteiligung an erster Sarco-Kapsel-Anwendung in der Schweiz |
Todesdatum | 5. Mai 2025 |
Todesort | Deutschland |
Todesursache | Suizid |
Rechtlicher Status | Verfahren eingestellt (gegen Willet), andere Verfahren laufen weiter |
Website (Referenz) |
Aufgrund dieses Vorfalls wurde gegen ihn ermittelt. Er saß insgesamt siebzig Tage in Untersuchungshaft. Besonders tragisch war, dass die Anklage gegen ihn kurz nach seinem Tod fallengelassen wurde – zu spät, um ihn zu entlasten. Gegen weitere Beteiligte wird noch ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Schaffhausen bezeichnet den Fall als rechtlich „besonders komplex“, was Angehörige und Unterstützer zusätzlich verärgert.
Über Willet hinaus wirft der Fall wichtige Fragen für eine Gesellschaft auf, die sich zunehmend mit dem Selbstbestimmungsrecht Sterbender auseinandersetzt. Die ursprünglich vom australischen Arzt Philip Nitschke entwickelte Sarco-Kapsel markierte für viele eine neue Ära: einen schmerzlosen, angstfreien Tod, der per Knopfdruck in einem Kapselgehäuse ausgelöst werden konnte, das eher wie ein Designobjekt als wie ein medizinisches Gerät aussieht. Diese Ästhetisierung des Todes ist in Moral, Medizin und Recht umstritten.
Willet vertrat eine klare Meinung. In einem Interview mit der NZZ im August 2024 äußerte er sich unverblümt, fast aggressiv. Berichte, wonach eine Patientin ihn und seine Kollegen des Drucks beschuldigt hatte, hinterließen bei ihm einen spürbaren Eindruck. Sie sollte am ersten Test der Sarco-Kapsel teilnehmen, entschied sich jedoch dagegen. Willet bestritt die darauf folgenden öffentlichen Vorwürfe entschieden. Trotz seiner offensichtlichen Enttäuschung glaubte er weiterhin an das Projekt.
Betrachtet man die Reaktionen seiner Mitstreiter, wird dies besonders deutlich. Mehrere Aktivisten beschreiben einen Mann, der fest davon überzeugt war, dass der Tod Teil der Selbstbestimmung sein muss. Diese Überzeugung barg auch ein Risiko, möglicherweise eine tragische Naivität. Ein solch drastischer Schritt war im gesellschaftlichen Diskurs nicht vorhersehbar.
Beihilfe zum Suizid ist in der Schweiz erlaubt, allerdings nur, wenn keine eigennützigen Absichten vorliegen. Dieser Rechtsrahmen regelt die Arbeit von Organisationen wie Dignitas und Exit. Die Sarco-Kapsel widerspricht jedoch der gängigen Auffassung. Sie unterliegt weder dem Gesetz noch der medizinischen Aufsicht. Aus diesem Grund ist es sowohl rechtlich angreifbar als auch für manche sehr verlockend.
Willets Selbstmord verdeutlicht einen widersprüchlichen Trend. Manche Menschen suchen nach Möglichkeiten, technologischen Fortschritt für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, obwohl dieser unser Leben eigentlich einfacher und länger machen soll. Für Patienten mit unerträglichen Schmerzen könnte dies ein Hoffnungsschimmer sein. Behörden, Ethiker und Angehörige bleiben jedoch weiterhin moralisch auf dem Spiel.
Sein Tod könnte nun eine Warnung sein. Nicht nur für Behörden, die präzise Regeln für neue Technologien schaffen müssen, sondern auch für eine Gesellschaft, die dem Tod direkt ins Auge sehen muss. Ob beabsichtigt oder nicht, Willet hat eine Kontroverse entfacht, die unsere Wahrnehmung von Menschen tiefgreifend beeinflusst.
Dieser Fall wirft mehr als nur rechtliche oder medizinische Fragen auf. Er wirft eine existenzielle Frage auf: Wer trifft die Entscheidung, ein Leben zu beenden? Und inwieweit wollen wir Technologie in dieser Zeit zulassen? Wir brauchen mehr als nur Gesetze; Wir brauchen eine Position, insbesondere in einer Zeit, in der Automatisierung, künstliche Intelligenz und ethische Grauzonen immer stärker miteinander verwoben sind.