Lothar Matthäus ist mit 174 Zentimetern zwar eher ein Mittelfeldspieler, doch seine Karriere verlief alles andere als mittelmäßig. Diese Körpergröße wurde nie als Nachteil empfunden, sondern als besonders vorteilhafte Voraussetzung für seinen dynamischen, visionären und raumbeherrschenden Spielstil. Dank seines tiefen Schwerpunkts war er im Mittelfeld besonders wendig. Seine Bewegungen waren unglaublich harmonisch und durchdacht, was ihm half, sich als erfolgreicher Spielmacher in internationalen Spitzenligen zu etablieren.

Schon bei Borussia Mönchengladbach zeichnete sich Matthäus durch sein taktisches Gespür aus, das besonders gut mit seiner körperlichen Stärke und Präsenz harmonierte. Obwohl im herkömmlichen Sinne nicht besonders bemerkenswert, waren seine Leistungen als Teenager in der Bundesliga stets herausragend. Er übernahm früh Verantwortung und galt bereits mit Anfang 20 als Wegbereiter. In Stresssituationen wirkte diese Fähigkeit, spontane Entscheidungen zu treffen, besonders stabilisierend.
Lothar Matthäus – Persönliche und berufliche Details
Name | Lothar Matthäus |
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Vollständiger Name | Lothar Herbert Matthäus |
Geburtsdatum | 21. März 1961 |
Geburtsort | Herzogenaurach, Bayern |
Nationalität | Deutsch |
Größe | 174 cm |
Haarfarbe | Braun |
Augenfarbe | Braun |
Beruf | Fußballspieler, Trainer, TV-Experte, Kolumnist |
Vereine als Spieler | Mönchengladbach, Bayern München, Inter Mailand |
Länderspiele | 150 Einsätze für Deutschland |
Trainerstationen | Rapid Wien, Red Bull Salzburg, Nationalteam Bulgarien |
TV-Expertenrollen | Sky, ZDF, ARD, ITV, Al Jazeera, RTL |
Aktuelle Tätigkeit | Miteigentümer von Accra Lions (Ghana) |
Familienstand | Fünf Ehen, drei Kinder |
Quelle |
Neben seiner sportlichen Bedeutung unterstrich sein Wechsel zu Inter Mailand im Jahr 1988 seinen weltweiten Ruf. Matthäus machte sich in der italienischen Serie A, die für ihre taktisch solide Defensivstruktur bekannt ist, einen Namen. Er nutzte seine Fingerfertigkeit, seine präzise Ballkontrolle und seine Fähigkeit, den Spielrhythmus subtil, aber entscheidend zu beeinflussen. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Matthäus wurde zum Liebling der Fans, und Inter gewann den Titel.
Die Weltmeisterschaft 1990 in Italien war zweifellos der Höhepunkt seiner Karriere. Er erzielte vier Tore und führte die Nationalmannschaft als Kapitän ins Finale, und seine Präsenz auf dem Spielfeld war unübersehbar. In diesem Jahr gewann er drei Auszeichnungen: Weltfußballer des Jahres, Europafußballer des Jahres und Deutscher Fußballer des Jahres. Dies ist nicht nur wegen der Vielzahl der Titel bemerkenswert, sondern auch, weil seine Größe keinen Einfluss auf das Ergebnis hatte. Matthäus beeindruckte eher mit taktischem Feingefühl und mentaler Klarheit als mit körperlicher Stärke.
Auch nach seinem Karriereende blieb Matthäus im Blickpunkt der Öffentlichkeit, beeinflusste aber weiterhin den Fußball. Als Fernsehexperte fiel er insbesondere durch seinen bemerkenswert klaren analytischen Stil auf. Er sprach ehrlich, direkt und gelegentlich kontrovers und vermied Klischees. Seine Vielseitigkeit zeigt sich in seiner Arbeit für internationale Sender wie ITV und Al Jazeera sowie Sky und RTL. Nur wenige ehemalige Profis sind in der Lage, einen fachlich fundierten und zugleich für Laien verständlichen Standpunkt zu vermitteln, was ihm als Analyst für Länderspiele gelingt.
Besonders spannend war sein Wechsel ins Vereinsmanagement. Als Miteigentümer des ghanaischen Teams Accra Lions konzentrierte er sich auf die Förderung junger afrikanischer Talente. Dieser Schritt war nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht klug, sondern auch gesellschaftlich relevant. Matthäus etabliert Perspektiven, die in einem Umfeld mit wenigen Strukturen nachhaltig wirken können. Er unterstützt die Professionalisierung des afrikanischen Fußballs durch kalkulierte Investitionen und zeigt damit, dass seine Liebe zum Spiel weit über seine eigenen beruflichen Ambitionen hinausgeht.
Seine Autobiografie liest sich zudem wie ein mehrteiliger Roman. Sein Image wurde lange Zeit von fünf Ehen geprägt, darunter mit Designerinnen, Moderatorinnen und Models. Doch selbst in dieser Situation zeigte Matthäus in jüngster Zeit eine größere Fähigkeit zur Selbstreflexion. Obwohl öffentlich diskutiert, waren seine Beziehungen nie eine Inszenierung um ihrer selbst willen. Er ist nach wie vor ein Mensch, der zu seinen Fehlern steht und offen über seine Vergangenheit spricht, was eine im Profifußball zunehmend seltene Zugänglichkeit fördert.
Seine sportlichen Erfolge – 150 Länderspiele, fünf WM-Teilnahmen und bis heute gültige Rekorde – zeigen deutlich, wie wichtig Konstanz und Flexibilität für eine bemerkenswerte Karriere sind. Matthäus ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit sorgfältiger Vorbereitung und mentaler Stärke in einer Zeit, in der viele Talente schnell nachlassen, jahrzehntelang relevant bleiben kann. Seine geringe Körpergröße war nie ein Hindernis; im Gegenteil, sie ermöglichte es ihm, auf engstem Raum mit außergewöhnlicher Effizienz zu agieren.
Bei Matthäus ist das Zusammenspiel von emotionaler Reife, Disziplin und Spielintelligenz besonders deutlich. Er verkörpert einen Fußballspielertyp, der in der schnelllebigen, kommerzialisierten Sportwelt von heute immer seltener zu finden ist. Seine Karriere war geprägt von Substanz, Inhalt und kontinuierlicher Verbesserung, nicht von Glanz und Kontroversen. Auch im Rückblick ist er der Beweis dafür, dass sportliche Brillanz nicht in Zentimetern gemessen wird.