Günther Fielmann hatte eine klare Vorstellung, als er 1972 sein erstes Brillengeschäft in Cuxhaven eröffnete: Hochwertige Sehhilfen sollten praktisch und zugleich preiswert sein. Mit dieser Idee etablierte er eine der bedeutendsten mittelständischen Marken Deutschlands und stellte damit bewusst die hohen Margen vieler Optiker in Frage.

Mithilfe eines in der deutschen Wirtschaft immer seltener werdenden Familienwerts wuchs die Fielmann AG in den letzten Jahrzehnten zu einem Unternehmen mit über 900 Filialen. Besonders hervorzuheben ist der frühzeitige strategische Schutz des Unternehmens durch die Günther Fielmann Stiftung. Diese Stiftung sollte garantieren, dass das Unternehmen weder aufgeteilt noch verkauft werden kann, und zudem einen strukturierten Schutz des Vermögens bieten.
Kategorie | Information |
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Name | Günther Fielmann |
Geboren | 17. September 1939 |
Gestorben | 3. Januar 2023 |
Alter bei Tod | 84 Jahre |
Beruf | Unternehmer, Optiker, Visionär |
Bekannt durch | Gründer der Fielmann AG |
Erstes Geschäft | 1972 in Cuxhaven |
Höchstes Vermögen | Ca. 6 Milliarden USD laut Forbes (2021) |
Forbes-Ranking | Platz 451 (2021), später ca. 4,2 Mrd. € / Platz 721 |
Nachfolge | Marc Fielmann (Sohn, seit 2019 CEO) |
Weitere Familie | Tochter Sophie-Luise Fielmann |
Unternehmensstruktur | 72,91 % in Familienbesitz via Korva SE und Stiftung |
Letzter Wohnsitz | Gut Schierensee, Schleswig-Holstein |
Weitere Aktivitäten | Landwirtschaft, Marke „Hof Lütjensee“ |
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Fielmann schuf durch die Übertragung der Mehrheit der Unternehmensanteile an diese Stiftung eine nahezu undurchschaubare Eigentümerstruktur – eine Rechtsform, die besonders bei nachhaltig orientierten Familienunternehmen üblich ist. Diese Maßnahme erinnerte auf unheimliche Weise an andere konventionelle Unternehmen wie Bertelsmann oder Bosch, die vergleichbare Modelle verfolgen. Für Unternehmen mit hohem Identifikationspotenzial und jahrzehntelanger Markentreue funktioniert diese Strategie besonders gut.
2019 übernahm Marc Fielmann die Position des Chief Operating Officer. Trotz mangelnder Vorbereitung trat er mit 30 Jahren in die Fußstapfen großer Persönlichkeiten. Dank seiner Ausbildung an internationalen Wirtschaftsuniversitäten und seiner frühen Einbindung in Strategieprozesse verfügte er über die nötigen Fähigkeiten, das Unternehmen zukunftsorientiert aufzubauen. Besonders bemerkenswert: In den ersten Monaten erwiesen sich seine Pläne zur Beschleunigung der Digitalisierung als besonders kreativ.
Das Engagement der Familie Fielmann in der Landwirtschaft wuchs parallel zum Wirtschaftswachstum. Sie verkauften Produkte aus ihren eigenen Betrieben unter der Marke „Hof Lütjensee“ – eine clevere Geschäftsstrategie mit sozialem Nutzen. Sie spiegelt einen Trend wider, bei dem Unternehmenslenker wie Michael Otto (Otto Group) und Dieter Schwarz (Lidl) beginnen, ökologische Verantwortung mit Vermögensverwaltung zu verbinden.
Doch die Bedeutung dieses Vermögens geht weit über die Zahlen hinaus. Die Fielmann-Dynastie bietet ein besonders faszinierendes Modell in einer Zeit, in der Diskussionen über Kapitalbindung, Erbschaftssteuer und gerechte Verteilung hitziger denn je geführt werden. Die kluge Stiftungsstruktur ermöglichte die Übertragung von Milliardenbeträgen ohne Steuerverluste. Zudem wurde das Risiko einer Zersplitterung des Erbes oder des Verkaufs von Anteilen an Finanzinvestoren vermieden.
Bemerkenswert ist auch die Art und Weise, wie Günther Fielmann seinen Nachlass organisierte. Statt sich wie Uli Hoeneß oder Frank Otto in prominenten Stiftungsaktivitäten zu engagieren, arbeitete er im Stillen, aber effektiv. Dadurch ist sein Einfluss nicht weniger tiefgreifend, sondern vielmehr in langfristigem Eigentum, Arbeitsplatzsicherheit und sozialer Stabilität verankert.
Forbes bezifferte das Familienvermögen im Jahr 2021 auf rund 6 Milliarden US-Dollar und katapultierte Günther Fielmann damit auf Platz 451 der reichsten Familien der Welt. Es stieg schließlich auf rund 4,2 Milliarden Euro an – eine für eine Optikerfamilie immer noch beträchtliche Summe. Diese Zahlen spiegeln jedoch nur wider, was durch beharrliches Unternehmertum und ein klar definiertes Wertesystem erreicht werden kann.
Das generationenübergreifende Eigentümermodell verhinderte den schleichenden Ausverkauf, den viele traditionelle Unternehmen erleben. In Deutschland, wo Unternehmen wie Karstadt, Douglas und Quelle gescheitert sind, zeigt Fielmann, dass Familienunternehmen nicht nur überleben, sondern auch florieren können. Dies ist vor allem dem Kundenvertrauen zu verdanken, das im Laufe der Zeit durch faire Preise und zuverlässigen Service aufgebaut wurde.
Angesichts der jüngsten gesellschaftlichen Veränderungen, darunter demografischer Wandel, Digitalisierung und Verbraucherethik, ist Fielmann weiterhin ein leuchtendes Beispiel für nachhaltigen Vermögensaufbau. Es geht nicht nur um Brillen; es geht um eine Reihe von Prinzipien, die langfristige Verantwortung gegenüber Umwelt, Kunden und Mitarbeitern beinhalten.
Marc Fielmann wird die globale Präsenz des Unternehmens in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter ausbauen. Pilotprojekte in anderen europäischen Ländern zeigen, dass das Modell besonders flexibel ist. Durch die Einbindung neuer Technologien, wie KI-gestützter Sehtests oder virtueller Brillenanpassung, wird das Konzept erweitert.