Die Geschichte von Bruno Manser beginnt in einem Elternhaus, in dem Bildung sowohl als moralisches Gebot als auch als Weg zum Erfolg galt. Seine Eltern hofften, ihr Sohn würde eine akademische Laufbahn einschlagen, idealerweise in der Medizin. Doch Bruno, der über außergewöhnliche Willenskraft und ein moralisch motiviertes Lebensziel verfügte, entschied sich schon früh, von der Norm abzuweichen. Er war der Erste in seiner Familie, der die Matura abschloss – ein beeindruckender Schritt, doch es war nur der Anfang einer Reise, die im Elternhaus begann und weit darüber hinausging.

Inspiriert von Gandhi lehnte er mit 19 Jahren den Militärdienst aus moralischen Gründen und nicht aus Feindseligkeit ab. Neben einer dreimonatigen Gefängnisstrafe markierte diese Entscheidung einen besonders gravierenden Bruch mit gesellschaftlichen Normen. Sein Handeln war jedoch geprägt von einer moralischen Strenge, die man häufig bei Menschen aus besonders anspruchsvollen Verhältnissen findet, und keineswegs impulsiv. Auch wenn es nicht so ausfiel, wie sie es sich erhofft hatten, blieben die Werte seiner Eltern bestehen.
Merkmal | Information |
---|---|
Name | Bruno Manser |
Geboren | 25. August 1954 in Basel, Schweiz |
Nationalität | Schweizer |
Beruf | Umweltaktivist, Menschenrechtler |
Organisation | Gründer des Bruno Manser Fonds |
Letzter Aufenthalt | Verschwunden am 25. Mai 2000, Bukit Batu Lawi, Sarawak, Malaysia |
Eltern | Vater und Mutter mit hohen Bildungsansprüchen; wünschten medizinische Laufbahn |
Geschwister | Drei Schwestern, ein Bruder |
Status | Seit Mai 2000 vermisst, am 10. März 2005 für tot erklärt |
Quelle | https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Manser |
Die folgenden Jahre verbrachte er auf Almen statt in Hörsälen. Zwölf Jahre lang arbeitete er als Hirte in alpiner Einsamkeit und verfeinerte dabei Fähigkeiten wie Lederverarbeitung, Bienenzucht, therapeutisches Wissen und Höhlenforschung, die in urbanen Biografien selten vorkommen. Dies spiegelte gewissermaßen das unausgesprochene Erbe seiner Eltern wider, das großen Wert auf Selbstständigkeit und Selbstbeherrschung legte, allerdings auf ganz andere Weise. Er sammelte sein Essen selbst und nähte seine Kleidung selbst. Bruno traf die bewusste Entscheidung für ein Leben, das bemerkenswert autark und effektiv war.
Mit dreißig Jahren ging er nach Borneo, um bei den einheimischen Penan zu leben. Ihn trieb eher die spirituelle Suche nach Reduktion, nach einer bestimmten Form von Authentizität als die Abenteuerlust. Seine Eltern, die ihre Wurzeln in Basel hatten, mussten zusehen, wie ihr Sohn ein Leben führte, das zwar fern von ihnen, aber nicht völlig von ihrem Einfluss abgeschnitten war.
Manser lebte von 1984 bis 1990 mit den Penan im Regenwald. Mit unglaublichem Elan organisierte er Blockaden und unterstützte sie bei der Vergeltung gegen die brutale Zerstörung ihres Lebensraums. Sein Ansatz war eindeutig von seinen Eltern geprägt, auch wenn diese wohl nie an Holzfäller oder globale NGOs dachten, als sie ihn zu einer akademischen Laufbahn ermutigten. Eigenschaften, die ihm im Elternhaus häufig vermittelt wurden, sind klare Kommunikation, eine durchdachte Struktur und einfühlsame Überzeugung.
1991 teilte er seine Vision mit der westlichen Öffentlichkeit, als er den Bruno Manser Fonds gründete. Durch gezielte Kampagnen, politische Appelle und Vorträge wurde er zum Gesicht des Regenwaldschutzes. Sein Hintergrund trat auf neue Weise ans Licht, als er mit der Ernsthaftigkeit eines Europäers sprach, der den Wert institutionellen Vertrauens versteht, und gleichzeitig die Entschlossenheit eines Mannes zeigte, der sein eigenes Leben aufs Spiel setzte.
Seine letzte Expedition führte ihn im Jahr 2000 zurück in den Dschungel, diesmal in Begleitung von Freunden und einem Kamerateam. Sie blieben zurück, und Manser machte sich allein auf den Weg. Er klagte über eine gebrochene Rippe und Durchfall und hatte eine Postkarte für seine Freundin Charlotte in der Tasche. Doch sein Ziel war klar: die Besteigung des Bukit Batu Lawi. Dass er schließlich spurlos verschwand, ist tragisch, aber nicht überraschend für jemanden, dessen Leben stets von Unsicherheit geprägt war.
Dieses Verschwinden markierte einen Wendepunkt für seine Eltern. Doch sie beschlossen, sein Erbe diskret fortzuführen, anstatt in Groll zu versinken. Mit Hilfe der von ihm gegründeten Gruppe hielten sie Gedenkgottesdienste ab, machten die Penan weltweit bekannt und sorgten dafür, dass ihr Sohn posthum mit wissenschaftlichen Namensgebungen und Umweltpreisen geehrt wurde. Sein Name ist nun mit einer kürzlich entdeckten Spinnenart, Aposphragisma brunomanseri, verbunden, was seinen nachhaltigen Einfluss unterstreicht.
Die Geschichte von Bruno Manser veranschaulicht, wie das Zuhause seiner Eltern und sein eigener Lebensweg ein faszinierend komplexes Konfliktfeld bilden. Auch Prominente wie Greta Thunberg und Ai Weiwei profitierten von der Unterstützung ihrer Eltern, doch Manser bildet eine Ausnahme: Er missachtete offen die Wünsche seiner Familie und wurde dennoch durch seinen Widerstand weltweit bekannt. Sein Beispiel zeigt, wie der Konflikt mit den Erwartungen der Eltern oft zu besonders kreativen Lebenswegen führt – und nicht trotz dieser.
Mansers Lebensweg dient aus gesellschaftlicher Sicht als moralischer Kompass. Seine Biografie setzt Maßstäbe in einer Zeit zunehmenden Konsums und ökologischer Ausbeutung. Mit Hilfe seiner Eltern und seiner eigenen Kreativität konnte er ein klares Lebensziel entwickeln. Anstatt, wie von seinen Eltern vorgesehen, eine medizinische Laufbahn einzuschlagen, setzte er sich mit Worten, Mitgefühl und Taten für eine bessere Beziehung zwischen der modernen Gesellschaft und der Natur ein.
Geschichten, Gedenkfeiern und anhaltender Aktivismus, der auf seinem Namen basiert, sind alles, was heute noch übrig ist. Doch was übrig bleibt, ist nicht bloß eine Legende, sondern eine moralische Geschichte über Eltern, Moral, Tapferkeit und eine Stimme, die verloren gegangen ist, aber noch immer nachhallt wie das Geräusch der Bäume, die er verteidigte.