Seit mehr als zehn Jahren leitet Bernhard Treibenreif die Cobra, eine einzigartige Einheit, die in Österreich für ihre schnelle Auffassungsgabe, Präzision und Zuverlässigkeit bekannt ist. Während viele nur selten von Cobra hören, plant Treibenreif ständig Sicherheitsmaßnahmen, meist abseits der Kameras.

Doch in letzter Zeit war sein Name wieder in den Nachrichten. Der tragische Amoklauf an der Grazer Schule erschütterte die Nation und löste eine Debatte aus, die weit über das eigentliche Ereignis hinausgeht. Waffenbezogene Fragen wurden plötzlich sehr laut. Bundespräsident Van der Bellen stellte offen in Frage, wie ein 21-Jähriger legal Langwaffen und Pistolen besitzen könne. Diese Frage hat den gesellschaftlichen Diskurs durchdrungen.
Kategorie | Information |
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Name | Bernhard Treibenreif |
Position | Leiter der Direktion für Spezialeinheiten (Cobra) |
Amtszeit | Seit ca. 15 Jahren |
Beruflicher Hintergrund | Polizeioberst, Taktikspezialist, Krisenintervention |
Bekannt durch | Cobra-Leitung, Sicherheitsstrategie, mediale Stellungnahmen |
Schwerpunkt | Terrorabwehr, Waffenrecht, Kriseneinsatz |
Politische Relevanz | Beratung Innenministerium, Einsatz in Sicherheitsdiskursen |
Medienauftritte | ZiB 2, Sicherheitskonferenzen, Expertengremien |
Gesellschaftliche Wirkung | Einfluss auf Gesetzesdebatten, Einsatzdoktrin, öffentliche Sicherheit |
Quelle |
Treibenreifs Antwort war bemerkenswert besonnen, nicht irrational. In einem Interview mit Armin Wolf auf ZiB 2 argumentierte er mit pragmatischer Sachlichkeit, ohne kritischen Fragen auszuweichen. Besonders bemerkenswert war seine klare Aussage, dass Cobra zwar bereit sei, seine fachliche Expertise einzubringen, aber nicht die Führung einer politischen Reforminitiative übernehmen würde. Eine sehr professionelle Haltung, die weder defensiv noch ausweichend wirkt.
Laut Treibenreif fallen etwa 15 Prozent der Bewerber beim psychologischen Eignungstest für den Waffenbesitz durch. Der Test ist gesetzlich ausdrücklich geregelt, und die Prüfer folgen vorgegebenen Standards. „Ich gehe nicht davon aus, dass es Schlamperei geben wird“, sagt er und drückt damit ein Maß an Vertrauen aus, das für eine produktive Diskussion dringend erforderlich ist.
Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, wie er die Anpassung der Einsatzstrategie der Polizei begleitete. Nach den Ereignissen in Winnenden 2009 entschied sich Österreich bewusst dafür, alle Beamten im Notfall schnell handeln zu lassen. Beim Einsatz in Graz erwies sich diese operative Neuausrichtung – die Langwaffen, ballistische Helme und Schutzausrüstung umfasste – als besonders erfolgreich. Innerhalb von sechs Minuten traf die erste Polizeistreife am Einsatzort ein, Cobra folgte kurz darauf. Treibenreif sagte, diese Geschwindigkeit habe wahrscheinlich Leben gerettet.
Treibenreif vermeidet es zudem, sich in Parteipolitik zu verstricken, und spielt dennoch eine bedeutende Rolle im politischen Raum. Seine Ausführungen sind prägnant, aber stets diskussionsfähig. Er weist darauf hin, dass auch andere Methoden wie Autos oder Messer für Angriffe eingesetzt werden. Trotz Moderator Wolfs Einwand, es sei schwierig, zehn Menschen mit einem Messer zu ermorden, behielt Treibenreif die Fassung. Seiner Ansicht nach sei die Bereitschaft für das Unerwartete wichtiger als die Tatmittel.
Treibenreifs Tonfall ist ein stabilisierendes Gegengewicht, insbesondere in Zeiten hitziger Polarisierung. Treibenreif vermeidet solche Verallgemeinerungen, obwohl einige Politiker, wie etwa die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr, ein vollständiges Verbot von Schusswaffen – außer für Jagd und Polizei – fordern. Vielmehr plädiert er für ein sachliches Gespräch, bei dem Gefühle nicht über Sicherheitsbedenken trügen. Ein erfrischend vernünftiger Ansatz, gerade in Stresssituationen.
Man könnte Treibenreifs Führungsstil als besonders nachhaltig bezeichnen. Anstatt vorschnelle Entscheidungen zu treffen, plant er langfristig und überträgt seinen Teams Autorität und Verantwortung. Dadurch hat er ein Umfeld geschaffen, das schnell agiert, ohne chaotisch zu werden. Intern wird diese operative Ruhe als Stärke seiner Führung angesehen und ist im Einsatz besonders wichtig.
Treibenreif wirkt nicht aggressiv oder medienfixiert wie andere europäische Sicherheitschefs. Er lässt seine Taten für sich sprechen, anstatt sich in Talkshows zu drängen. Dieser Führungsstil ist so bemerkenswert effektiv, weil er sachlich und fast schon altmodisch wirkt.
In einem Bereich, der häufig mit Unsicherheit verbunden ist, gelingt es ihm, durch seine wortkarge, aber zuverlässige Kommunikation Vertrauen aufzubauen. Dank seiner taktischen Expertise, seines Einfühlungsvermögens und seiner realistischen Einschätzung ist er eine Schlüsselfigur im österreichischen Sicherheitsdiskurs.
Sich nur auf Technologie oder Ausrüstung zu verlassen, reicht nicht aus, um die Krisenresilienz einer Gesellschaft zu erhöhen. Es braucht Führungspersönlichkeiten wie Treibenreif, die angesichts von Unklarheiten Orientierung bieten, ohne einfache Lösungen anzubieten. Denn Vertrauen ist die Grundlage von Sicherheit, nicht Einschränkungen. Und genau das ist Bernhard Treibenreif: leise, präzise und unglaublich produktiv.