Die Geschichte von Reem Alabali-Radovan zeigt eindrucksvoll, wie sehr persönliche Lebenswege das politische Engagement beeinflussen können. Ihre Eltern waren Iraker, die aufgrund ihrer Opposition gegen Saddam Hussein ins sowjetische Exil fliehen mussten, und sie wurde 1990 in Moskau geboren. Ihre Kindheit in einem Asylbewerberheim prägte sie, 1996 zog ihre Familie nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Erfahrung der Flucht, des Neuanfangs und des kulturellen Wandels wurde für sie nicht zu einem Hindernis, sondern zu einer Stärke.
Kategorie | Details |
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Vollständiger Name | Reem Alabali-Radovan |
Geburtsdatum | 1. Mai 1990 |
Geburtsort | Moskau, Sowjetunion (heute Russland) |
Alter (Stand 2025) | 35 Jahre |
Staatsbürgerschaft | Deutsch |
Herkunft | Assyrisch-irakisch, Eltern flohen vor dem Ba’ath-Regime |
Wohnsitz | Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland |
Partei | SPD (seit 2021) |
Ehepartner | Denis Radovan |
Kinder | 1 |
Studium | Freie Universität Berlin |
Erste Bundestagswahl | 2021 – Direktmandat gegen Dietrich Monstadt (CDU) |
Politische Funktionen | Staatsministerin im Kanzleramt, Integrationsbeauftragte, Antirassismusbeauftragte |
Aktuelle Position | Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (seit Mai 2025) |
Referenz | www.bundestag.de |
Ihr akademischer Weg war vorgezeichnet. Sie studierte an der Freien Universität Berlin, wo sie sich auf Fragen der sozialen Teilhabe, Integration und Migration konzentrierte. Ihre Sicht auf die Gesellschaft war nie rein theoretisch, sondern geprägt von ihren eigenen Lebenserfahrungen und sozialen Konflikten, die ihr halfen, eine politische Stimme zu entwickeln, die heute als besonders authentisch und glaubwürdig gilt. Ihre anschließende Ernennung zur Bundesbeauftragten für Migration und Integration und Staatsministerin im Bundeskanzleramt kam nicht unerwartet, sondern war eine natürliche Weiterentwicklung auf einem klar definierten Weg.
Während ihrer Tätigkeit für Bundeskanzler Olaf Scholz übernahm sie eine Reihe wichtiger Aufgaben. Sie legte einen klaren Kurs im Kampf gegen Rassismus fest und koordinierte integrationspolitische Maßnahmen. Sie ging schwierige Themen an und behielt dabei stets die wichtigsten Aspekte ihrer doppelten Funktion als Antirassismusbeauftragte im Blick, die sie im Februar 2022 übernahm. In Bereichen, in denen andere häufig in Symbolpolitik versanken, war sie besonders erfolgreich bei der Umsetzung von Maßnahmen zur aktiven Bekämpfung struktureller Diskriminierung.
Sie verfügte über eine bemerkenswerte Fähigkeit, unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zu vereinen. Im Gespräch mit Behörden und Migrantenorganisationen trat sie nicht als politische Technokratin auf, sondern als verständnisvolle Vermittlerin, die unterschiedliche Realitäten berücksichtigt. Neben ihrer emotionalen Zugänglichkeit waren ihre Erfahrungen als Tochter von Flüchtlingen politisch von Vorteil, was in der deutschen Regierung eher selten ist.
Bei den Bundestagswahlen 2021 besiegte sie einen amtierenden CDU-Abgeordneten im Wahlkreis Schwerin – Ludwigslust-Parchim I – Nordwestmecklenburg I, was ein Zeichen für einen breiteren gesellschaftlichen Wandel war. Sie stand für neue politische Ideologien und für eine Generation, die soziale Vielfalt als gegeben und nicht als Ziel betrachtet. Ihre enge Verbindung zum linken Flügel der SPD, bekannt als „Parlamentslinke“, unterstreicht ihr Engagement für soziale Reformen und Gerechtigkeit.
Bei den Bundestagswahlen 2025 wurde sie als Spitzenkandidatin der SPD in Mecklenburg-Vorpommern wiedergewählt, was ihre starke regionale Verankerung unterstreicht. Sie beteiligte sich aktiv an der Arbeitsgruppe für Innenpolitik, Recht, Migration und Integration während der anschließenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU/CSU unter der Leitung von Friedrich Merz. Dort spielte sie eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Integrationspolitik der neuen Bundesregierung.
Im Mai 2025 trat sie schließlich ihr neues Amt als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. Zuvor galt das Ministerium häufig als diplomatisches und wirtschaftliches Hinterland. Mit Alabali-Radovan an der Spitze ist jedoch eine deutliche Neuausrichtung erkennbar. Sie versteht Entwicklung als gerechte, partnerschaftliche Koexistenz und nicht als einseitige Hilfe. In ihren Reden betont sie immer wieder den Zusammenhang zwischen sozialem Zusammenhalt, wirtschaftlicher Verantwortung und Klimagerechtigkeit.
Durch gezielte Kooperationen mit lateinamerikanischen und afrikanischen Staaten konnte sie schnell neue Impulse setzen. Da sie wirtschaftliche Entwicklung konsequent mit Menschenrechten, Bildung und Teilhabe verknüpft, sind ihre Projekte besonders innovativ. Damit hat sie sich als Stimme der Entwicklungspolitik profiliert, die langfristige Veränderungen statt kurzfristiger Effekte in den Vordergrund stellt – eine Strategie, die angesichts der globalen Krisen besonders zukunftsfähig erscheint.
Ihre Politik ist nicht von Parteistrategien geprägt, sondern von ihren Überzeugungen. In Interviews spricht sie häufig mit beeindruckender Klarheit über Verantwortung, Würde und die Bedeutung einer offenen Gesellschaft. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen vermeidet sie Plattitüden und stellt sich schwierigen Realitäten, sei es den Gründen für Flucht oder der Notwendigkeit einer Umstrukturierung der europäischen Entwicklungszusammenarbeit. Aufgrund ihrer Offenheit gilt sie als glaubwürdige Vertreterin einer neuen Generation von Politikern, die Veränderungen bewirken wollen, anstatt sie nur zu verwalten.