Kategorie | Angaben |
---|---|
Vollständiger Name | Sophi(e) Pfennigsdorf (häufig auch Sophie Pfennigstorf geschrieben) |
Geburtsjahr | 1989 |
Herkunft | Deutschland |
Wohnorte | Berlin, zeitweise Ostseeküste (u.a. Rostock, Lübeck) |
Ausbildung | Schauspielstudium (u.a. Rostock) |
Beruf | Schauspielerin (Theater, Fernsehen, Film) |
Bekannt durch | Rolle als Jule Zabek im ZDF-Krimi „Stralsund“ |
Frühere Arbeiten | „Ostfriesenfeuer“, Theater Lübeck, freie Theaterprojekte |
Netzwerk/Verbindung | Zusammenarbeit mit ZDF, Lars Henning (Regie), Alexander Held (Co-Star) |
Verifizierte Quelle | https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/vorpommern-ruegen/stralsund |
Eine Schauspielerin, die gerade ihr TV-Debüt hinter sich hat, kommt an einem trüben Märztag mit salzigem Nordostwind in Stralsund an. Viele kennen Sophi Pfennigsdorf bereits von ihren Auftritten in Lübeck oder Rostock. Sie spielt die Kommissarin Jule Zabek in der ZDF-Krimiserie „Stralsund“ – bemerkenswert gelassen und doch faszinierend kantig. Pfennigsdorf setzt bewusst neue Akzente in einer Zeit, in der viele Serienformate nach bekannten Charakteren verlangen: nicht glattgebügelt, sondern erfahren, innerlich zerrissen und unglaublich wachsam.
Sie kam schon früh mit dem Theater in Berührung, da sie 1989 in Deutschland geboren wurde. Ihr Schauspielstudium in Rostock war nicht nur eine Ausbildungsstätte, sondern auch eine kreative Keimzelle für eine Karriere, die sich eher langsam und vorsichtig als laut und spektakulär entwickelte. Sie fühlt sich stark mit den Küstenregionen Norddeutschlands verbunden, was sich auch in ihren späteren Theaterauftritten in Lübeck zeigt. Sie sagt, dass ihr Stralsund, wo sie derzeit dreht, „angenehm vertraut“ vorkommt. Wenn man über ihre Rolle nachdenkt, ist diese Aussage besonders ergreifend: Jule Zabek ist eine Polizistin mit einer Vergangenheit voller Verluste, Brüche und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Als Zabek bringt Pfennigsdorf lediglich einen Kuchen für ihre Kollegen auf die Polizeiwache, während viele Kollegen zu Beginn der Serie versuchen, ihre Figuren mit aufwendigen Gesten zu charakterisieren. Eine unaufdringliche Geste, die in einem Bereich, der oft nur Distanz erfordert, auch menschliche Nähe subtil vermittelt. Die Szene ist subtil, aber spannend, fast wie ein Spiegelbild ihrer eigenen Persönlichkeit. Wie eine Pianistin, die nicht nur die leisen Töne beherrscht, sondern auch bevorzugt, ist ihr Spiel eher subtil bemerkenswert als spektakulär.
Besonders bemerkenswert ist die bewusste Unterbrechung der Inszenierung der Übergabe zwischen Pfennigsdorf und ihrer beliebten Vorgängerin Katharina Wackernagel. Jule Zabek erhält sofort ihre eigene Tiefe, anstatt als Ersatz für Kommissarin Nina Petersen stilisiert zu werden. Indem er die neue Kommissarin nicht durch biografische Enthüllungen, sondern durch ihr Verhalten, ihren Instinkt und ihre Haltung zum Leben erweckt, unterstreicht Lars Henning, Regisseur und Autor der ersten Folge „Der lange Schatten“, dramaturgisch diese Unabhängigkeit.
Trotz ihrer Geheimniskrämerei gelingt es Pfennigsdorf, ihre Figur mit Empathie zu spielen, was ein besonders schwieriger Balanceakt ist. Sie spielt eine Frau, die eher mit sich selbst als mit ihren Fäusten kämpft. Ihre Beziehung zu Alexander Held, der den erfahrenen Ermittler Karl Hidde spielt, führt eher zu Konflikten als zu einer harmonischen Partnerschaft. Genau diese Reibung hebt das Krimiformat auf eine neue narrative Ebene. Es entsteht eine Dynamik, die eher auf psychologischer Tiefe als auf vorhersehbaren Spannungsbögen basiert, was im deutschen Fernsehen ungewöhnlich ist.
Pfennigsdorfs Debüt in der Krimiserie „Stralsund“ markiert nicht nur einen Neuanfang für die Serie, sondern könnte auch einen bedeutenden Wendepunkt in ihrer Karriere darstellen. Sie zeigt, wie komplex eine Figur sein kann, die Verletzlichkeit und Stärke in sich vereint, in einem Bereich, in dem Schauspielerinnen häufig auf klischeehafte Rollen reduziert werden. Ihr Einsatz von nuancierten Gesten, zurückhaltenden Mimiken und subtilen Nuancen statt dramatischer Monologe macht ihre Darstellung unglaublich kraftvoll.
Pfennigsdorfs biografische Verbundenheit mit der Region unterscheidet sie von vielen ihrer Kolleginnen. Sie hat nicht nur ihre künstlerischen Wurzeln an der Ostsee, sondern auch dort gelebt. Dieses Gefühl der Verbundenheit überträgt sich auf die Figur der Zabek, deren Heimatlosigkeit eher emotionaler als physischer Natur ist. Sie scheint in ihrer neuen Lebensphase und im Team nach Akzeptanz zu suchen. Diese Suche macht sie glaubwürdig, sympathisch und zu einer besonders faszinierenden Schauspielerin.
Im Gegensatz zu Figuren aus anderen Fernsehserien, wie Liv Lisa Fries in „Babylon Berlin“ oder Karoline Schuch in „Tatort“, bietet Pfennigsdorf eine erfrischend ruhige Authentizität. Ihre Herangehensweise erinnert an die subtile Stärke von Sandra Hüller: Sie ist nie übertrieben, aber immer prägnant. Sie spielt für den Moment und nicht für die Kamera, was in der schnelllebigen Fernsehbranche von heute eine seltene Taktik ist.
Rollen wie die von Jule Zabek gewinnen hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Relevanz zunehmend an Bedeutung. In einer Zeit, in der Repräsentation und Authentizität wichtiger sind als auffällige Äußerlichkeiten, finden weibliche Figuren, die sich durch moralische Konflikte, Karriereambitionen und psychologische Tiefe auszeichnen, statt durch Liebesgeschichten oder modische Statements, großen Anklang. Damit ist die Besetzung von Pfennigsdorf sowohl ein kreatives Mittel als auch eine gesellschaftliche Botschaft: Vielfalt beginnt bei den Figuren, nicht bei den Kostümen.
Pfennigsdorfs Darstellung reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Schauspielerinnen, die das deutsche Krimigenre nicht nur bereichern, sondern revolutionieren. Durch ihre Vertrautheit mit ihrer Figur, ihre sorgfältige Erzählweise, die eher auf Andeutungen als auf Exposition setzt, und ihr unglaublich sensibles Spiel ist sie eine besonders glaubwürdige Ermittlerin – und damit eine unverzichtbare Stimme in einem Genre, das allzu oft von Routine dominiert wird.