Kategorie | Information |
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Vollständiger Name | Jürgen Udo Bockelmann |
Künstlername | Udo Jürgens |
Geburtsdatum | 30. September 1934 |
Geburtsort | Klagenfurt am Wörthersee, Österreich |
Mutter | Käthe Bockelmann, geb. Arp (1908–1989), aus Prasdorf (Schleswig-Holstein) |
Vater | Rudolf Bockelmann (1904–1984), geboren in Moskau |
Geschwister | John (1931–2006), Manfred (*1943) |
Aufgewachsen in | Schloss Ottmanach, Kärnten |
Quelle | https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Jürgens |
Udo Jürgens wuchs auf einem Hügel in Kärnten auf und lebte in einem Zuhause, das ihm mehr als nur Wände und ein Dach bot: Das Schloss Ottmanach diente als Bühne, Zufluchtsort und Resonanzraum für eine Familie mit bemerkenswerten Anfängen. Seine Eltern, Rudolf und Käthe Bockelmann, verbanden osteuropäisches Kosmopolitentum mit norddeutscher Nüchternheit, und die künstlerische Veranlagung ihres Sohnes war ein eindrucksvolles Beispiel für diese Verschmelzung.
Käthe, 1908 als Käthe Arp geboren, hatte weit mehr gemeinsam als nur ihre preußische Herkunft. Ihre distanzierte Verbindung zum Dadaisten Hans Arp lässt auf eine starke künstlerische Prägung schließen. Besonders bemerkenswert war ihre intellektuelle Unabhängigkeit, die sie auch in einer Zeit bewahrte, in der die Unabhängigkeit der Frau keineswegs selbstverständlich war. Sie war eine Mutter, die inspirierte, herausforderte und ermutigte, anstatt nur subtil im Hintergrund zu agieren.
Rudolf Bockelmann hingegen hatte eine lange Vergangenheit. Er wurde 1904 in Moskau geboren und floh mit seiner Familie nach dem Ersten Weltkrieg, der Europa in Trümmern und Misstrauen hinterlassen hatte, nach Schweden. Seine späteren Werke und sein politisches Engagement waren von dieser Veränderung in seiner Biografie geprägt. Er war sowohl als Bürgermeister der Gemeinde Ottmanach als auch als Verwaltungsbeamter am Wiederaufbau beteiligt. Möglicherweise spiegelten Udos klare Botschaften und seine unmissverständliche Sprache seine pragmatische Art wider.
Die Verschmelzung dieser unterschiedlichen elterlichen Einflüsse in der Persönlichkeit von Udo Jürgens ist besonders faszinierend. Sein Vater prägte seine Erziehung durch Ordnung und politisches Bewusstsein, während seine Mutter in ihm eine feine künstlerische Sensibilität förderte. Jürgens sagte einmal in einem Interview, dass er sich aufgrund seiner Familie „nicht als Mittelpunkt, sondern als Teil von etwas Bedeutendem“ fühle. Dieser Einblick beschreibt am besten den Geist, der seine Musik durchdringt.
Es ist bemerkenswert, wie seine künstlerischen Werke von den kulturellen und politischen Verbindungen seiner Eltern beeinflusst wurden. Werner Bockelmann, sein Onkel väterlicherseits, war SPD-Politiker und Bürgermeister von Frankfurt; Udo thematisierte diese gesellschaftliche Realität später in Songs wie „Liebes Vaterland“ und „Griechischer Wein“ auf feinfühlige Weise. Ein weiterer Onkel, Gert Bockelmann, war Bürgermeister von Gut Barendorf in der Nähe von Lüneburg und führte dort ebenfalls ein engagiertes Leben. Die Familie betrachtete sich als gebildet, weltoffen und dennoch bodenständig, als Teil einer aufgeklärten Mittelschicht.
Udo, der mit seinen Brüdern John und Manfred in Ottmanach lebte, war in seinem Alltag von Musik umgeben. Seine frühen Erfahrungen mit dem Klavier – zunächst autodidaktisch, dann mit professioneller Unterstützung – waren kein Zufall, sondern das Ergebnis der stillen Ermutigung seiner Eltern. Als sein Talent sich zeigte, organisierte sein Vater systematischen Unterricht, was sich als sehr vorteilhaft erwies.
Die Beziehung zu seiner Mutter prägte ihn nachhaltig. Viele seiner Lieder zeugen von einer zurückhaltenden, fast poetischen Ehrfurcht vor der emotionalen Tiefe und Stärke von Frauen, was als stille Hommage an Käthe interpretiert werden könnte. Ihre norddeutsche Herkunft verlieh ihr eine gewisse Kühle, aber niemals Gleichgültigkeit. Stattdessen war sie die verlässliche Konstante, die ihm in jeder Lebensphase zur Seite stand, ohne ihn zu sehr zu dramatisieren.
Udo Jürgens war nicht nur Sohn, sondern auch Vater. Der Einfluss seiner Eltern zeigte sich in seinem Umgang mit seinen Kindern in der Öffentlichkeit: wortkarg, rücksichtsvoll, aber stets präsent. Eine Verfilmung seiner autobiografisch inspirierten Erzählung „Der Mann mit dem Fagott“, die auch literarisch sehr wertvoll ist, errichtet ein Denkmal für das Familienleben, das über Nostalgie hinausgeht. Es ist ein Ausdruck der Liebe zu den eigenen Wurzeln, der selten so offen und mitfühlend zum Ausdruck kommt.
Die Geschichte seiner Eltern zeigt, wie die Herkunft eines Menschen seine Existenz aus sozialer Sicht beeinflusst, aber nicht zwangsläufig einschränkt. Udo Jürgens verwandelte den Boden der Mittelschicht in kreativen Treibstoff. Besonders bemerkenswert in einem Genre wie dem Schlager, der häufig mit Künstlichkeit in Verbindung gebracht wird, ist die Tatsache, dass er seine Wurzeln nie zu verbergen oder zu idealisieren versuchte, sondern sie als integralen Bestandteil seines inneren Kompasses betrachtete.
Rückblickend wird deutlich, dass seine Eltern, obwohl sie selten im Rampenlicht standen, die wichtigen Fäden in der Hand hielten. Sie schufen ein Umfeld, in dem ihr Sohn sich entfalten, Fragen stellen und kreativ sein konnte. Obwohl sie nie laut wurden, wirkten ihre Werte – Bildung, Haltung und emotionale Tiefe – wie leise Stimmen im Hintergrund.
Sein Bruder Manfred entwarf den Flügel aus weißem Marmor, der heute auf seinem Grab steht. Er steht sowohl für Udos musikalisches Erbe als auch für die familiären Bindungen, die ihn sein Leben lang geprägt haben. Auch wenn sie nicht mehr unter uns sind, ist der Einfluss von Käthe und Rudolf in jedem Wort, jeder Note und jeder Erinnerung an Udo Jürgens zu spüren. Sie sind bemerkenswert still, aber zutiefst einflussreich.